Kinder mit einem an Krebs erkrankten Elternteil stehen oft unter hohem psychischen Druck, der sie selbst krankmachen kann. Ein neues Beratungsangebot für diese Familien soll helfen, hier rechtzeitig zu unterstützen und Vorsorge zu betreiben. Der Verein Hilfe im Kampf gegen Krebs ermöglicht die Etablierung des Projekts mit einer Starthilfe von 20.000 Euro.
Würzburg. Prof. Dr. Imad Maatouk kennt das Phänomen nur zu gut: „Erkrankt ein Elternteil an Krebs, ist oft das gesamte Familiensystem mitbetroffen. Insbesondere minderjährige Kinder weisen häufig einen hohen Stresslevel auf. Dieser kann bei einem Teil der Kinder und Jugendlichen dazu führen, dass sie manifeste psychische und psychosomatische Störungen entwickeln." Laut dem Leiter des Schwerpunkts Psychosomatische Medizin, Psychotherapie und Psychoonkologie an der Medizinischen Klinik II des Uniklinikums Würzburg (UKW) besteht ein großer Risikofaktor darin, dass die Kinder nicht angemessen über die Krankheit informiert und in das Geschehen einbezogen werden. „Kinder haben sehr feine Antennen. Sie bekommen sehr rasch mit, dass etwas nicht in Ordnung ist, dass etwas Bedrohliches im Raum steht. Sie füllen ihr Nicht-Wissen mit den eigenen Fantasien und dies kann Angst erzeugen", erläutert Prof. Maatouk.
Um die betroffenen Familien insgesamt zu entlasten sowie bei den Kindern stärkeren Belastungen vorzubeugen, will er im Herbst dieses Jahres ein familienorientiertes Beratungsangebot am UKW installieren. Das neue Angebot mit dem Projektnamen „Kleeblatt" soll allen Familienmitgliedern helfen, vorhandene Ressourcen effektiv zu nutzen. „Ein möglicher erster Schritt besteht darin, miteinander über die Krankheit, aber auch über Ängste, Fragen und Wünsche zu sprechen – über Themen, die oft nur schwer auszudrücken sind", beschreibt der Experte für Psychosomatische Medizin, Psychotherapie und Psychoonkologie.
„Auch wir haben das große Leid, das durch eine Krebserkrankung auch über die Angehörigen hereinbrechen kann, in der Arbeit unseres Vereins schon viel zu oft erleben müssen. Die hier skizzierte frühzeitige Intervention könnte sicher dazu beitragen, die Entwicklung von dauerhaften Belastungen und teilweise tragischen Folgen im Erwachsenenalter zu verhindern oder zumindest abzumildern", pflichtet Gabriele Nelkenstock bei. Die Vorsitzende von Hilfe im Kampf gegen Krebs e.V. weiß aber auch: Obwohl der Bedarf an solchen ergänzenden Leistungen hoch ist, sind sie in der Realität des Gesundheitssystems oft nur schwer zu finanzieren. „Deshalb helfen wir gerne dabei, diese sehr sinnvolle Sache finanziell aus den Startlöchern zu bringen", betont Nelkenstock. Dazu überreichte die Vereinsvorsitzende kürzlich einen Scheck in Höhe von 20.000 Euro an Prof. Maatouk und Prof. Dr. Hermann Einsele, den Direktor der Medizinischen Klinik II. „Für die Krebserkrankten und ihre Angehörigen sowie für uns als Klinikum ist die unermüdlich fortgesetzte Arbeit von Gabriele Nelkenstock und Hilfe im Kampf gegen Krebs ein wahrer Segen. Gerade das Modell der ‚Anschubfinanzierung' hat uns schon bei vielen Projekten in entscheidenden Momenten immer wieder den nötigen Rückenwind gegeben", zeigte sich Prof. Einsele höchst dankbar.
Wie soll das Angebot von Kleeblatt genau strukturiert sein und wann geht es los? Prof. Maatouk: „Unser neues Beratungsangebot soll Anfang Oktober dieses Jahres starten. Dann wird es an der Medizinischen Klinik II im Zentrum für Innere Medizin des UKW zunächst Kurzberatungen an zwei Tagen pro Woche geben. Sollte eine intensivere Betreuung notwendig sein, stimmen wir uns mit den Eltern ab und geben entsprechende Empfehlungen. Zu Beginn der Beratung laden wir bevorzugt beide Elternteile zu einem Gespräch ein. Anschließend können je nach Bedarf weitere Treffen mit den Eltern, den Kindern – einzeln oder als Geschwister – oder auch der gesamten Familie folgen."
Interessierte können sich ab Mitte September melden unter der E-Mail: kleeblatt@ukw.de.
Hilfe im Kampf gegen Krebs e.V.
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www.kampfgegenkrebs.de
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