Würzburg. Die hohe Beteiligung wie auch die intensiven Diskussionen belegen, dass das Digitale Myelom-Forum des Uniklinikums Würzburg auch in seiner fünften Neuauflage präzise das Informationsbedürfnis der von der bösartigen Erkrankung des Knochenmarks betroffenen Patientinnen und Patienten traf.
Es gibt keine andere Tumorerkrankung, bei der aktuell so viele neue Entwicklungen ablaufen und so zahlreiche innovative Therapiemöglichkeiten eröffnet werden, wie beim Multiplen Myelom. Das war eine vielen positiven Botschaften, die Prof. Dr. Hermann Einsele beim 5. Digitalen Myelom-Forum des Uniklinikums Würzburg (UKW) für die weit über 200 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatte. Wie die vorangegangenen Veranstaltungen der Reihe richtete sich der Informationstag am 9. Juli 2022 an Patientinnen und Patienten der bösartigen Erkrankung des Knochenmarks sowie deren Angehörige und sonstig Interessierte. Neben Prof. Einsele, Direktor der Medizinischen Klinik II und international renommierter Myelom-Experte, beleuchten sechs weitere Spezialisten des UKW in ihren Online-Vorträgen aktuelle Aspekte aus Forschung, Diagnostik und Behandlung.
„Nicht nur die hohe Beteiligung, auch die über die Chat-Funktion geführte, intensive Diskussion mit über 250 Fragen und Wortmeldungen zeigen, dass wir mit unserem digitalen Informationsangebot die Bedürfnislage der Betroffenen genau treffen – sowohl inhaltlich, wie auch formal und organisatorisch“, freut sich Prof. Einsele.
Unter den Zuhörerinnen und Zuhörern fanden sich wie gewohnt viele Selbsthilfegruppen aus dem ganzen deutschsprachigen Raum, die im Anschluss auch ihre Zufriedenheit mit der Veranstaltung ausdrückten. So kommentierte beispielsweise die Selbsthilfegruppe Myelom Leipzig: „Die Teilnahme ermöglicht den Betroffenen selbstbestimmt und mit einem Gefühl der Selbstwirksamkeit, sich sehr umfassend hochwertige, gesicherte und verständlich präsentierte Informationen zu beschaffen. Dadurch erlangen sie Bestätigung für die eigene Therapie, Impulse für das Gespräch mit dem behandelnden Arzt oder der behandelnden Ärztin sowie vor allem auch Hoffnung für ein lebenswertes Leben mit/trotz Myelom."
Hoffnungsvoll stimmten zum Beispiel beim Forum präsentierte Studienergebnisse, die belegen, dass es bei geeigneten Patientinnen und Patienten höchst sinnvoll ist, schon in der Erstlinientherapie eine Stammzelltransplantation durchzuführen. „Wer durch eine autologe Stammzelltransplantation eine zumindest annähernd vollständige Remission erreicht, hat eine echte Chance auf Heilung“, unterstrich Prof. Einsele. Vorteilhaft wirkt sich nach seinen Worten die mittlerweile übliche, die Stammzelltherapie begleitende Gabe von Antikörper-Präparaten aus.
Kombinierte Mehrfach-Antikörpertherapien tragen auch bei Patientinnen und Patienten, die nicht für eine Stammzelltransplantation in Frage kommen, erheblich zur Verbesserung ihrer Prognose bei. Die Forschung und die Pharmaindustrie entwickeln nach Angaben des Würzburger Myelom-Experten kontinuierlich neue, teilweise hochwirksame Medikamente, so dass auch nach einem Rückfall in vielen Fällen immer noch Behandlungsangebote gemacht werden können. „Viele der heute erfolgreich eingesetzten Immuntherapien, zum Beispiel im Bereich der bispezifischen Antikörper, wurden von Forscherinnen und Forschern der Würzburger Universitätsmedizin mitentwickelt“, zeigte sich Prof. Einsele stolz.
Auch bei der Erforschung, Anwendung und Ausweitung der CAR-T-Zell-Therapie spielt das UKW eine international bedeutende Rolle. Die gentechnisch veränderten weißen Blutkörperchen bergen ein großes Potenzial gegen onkologische Erkrankungen –gerade auch in der Behandlung des Multiplen Myeloms. Das Forum zeigte, welche neuen Versionen der optimierten Killerzellen aktuell in der Entwicklungspipeline sind.
Wie gut spricht eine Patientin oder ein Patient auf die gewählte Therapie an? Und wann ist der richtige Zeitpunkt, um eine erfolgreich verlaufende Behandlung zu beenden? Auf diese und weitere Fragen liefern heute hochempfindliche Diagnosemethoden die erforderlichen Antworten. „Beispielsweise verfügen wir am UKW über eine Analyse-Technologie, die in der Lage ist, die nach einer Behandlung verbliebenen Tumorzellen präzise aufzuspüren. Dieser Befund erlaubt eine noch stärkere Individualisierung des weiteren Vorgehens“, verdeutlichte Prof. Einsele.
Beim Forum wurde nicht verschwiegen, dass die eingesetzten neuen Medikamente auch von neuen Nebenwirkungen begleitet werden. „Neben einer vergleichsweise geringen Neurotoxizität sind hier vor allem das Zytokin-Freisetzungssyndrom als systemische Entzündungsreaktion sowie verschiedene Arten von Infektionen zu nennen“, berichtete Einsele und fuhr fort: „Gerade bei den Infektionen gibt es allerdings viele gute Ansätze, die geeignet erscheinen, die Probleme bald noch besser unter Kontrolle zu bringen.“
Für das Durchhalten und letztlich den Erfolg einer Myelom-Therapie ist es wichtig, die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten im Auge zu behalten, zum Beispiel durch ein gutes Wirkungs-/Nebenwirkungsverhältnis. Extrem hilfreich ist ferner eine adäquate psychoonkologische Betreuung. Beim Forum wurde aufgezeigt, wie die Konzepte von Achtsamkeit und Akzeptanz zur Selbstfürsorge eingesetzt werden können.
Link zur Pressemitteilung des Universitätsklinikums.