Im Mai 2016 wurde die Crowdfunding-Kampagne „Dein Immunsystem wird Deine Waffe gegen Krebs“ auf der Spendenplattform der Sparkasse Mainfranken-Würzburg gestartet. Das ambitionierte Ziel: 999 999 Euro für die Krebsforschung einzusammeln. Am Ende waren es mehr als eine Million Euro.
Von KARSTEN WENZLAFF und LAURA NISSEN
Um ein wirksames Mittel gegen Krebs zu finden und somit vielen Betroff enen zu helfen, konnte das Team des Vereins „Hilfe im Kampf gegen Krebs“ e. V. in Würzburg in nur neun Monaten über 30 000 Unterstützer mobilisieren (davon 2201 Spendeneingänge über die Crowdfunding-Plattform). Damit wurde eins der höchsten Ergebnisse einer Crowdfunding-Spendenkampagne in Deutschland erzielt. Einer der Erfolgsfaktoren der Kampagne ist die Zusammenarbeit von Verein und Bank in regionalen Netzwerken. Die Sparkasse Mainfranken Würzburg bietet mit ihrer Online-Plattform eine Anlaufstelle für die Akquise von Spendengeldern. Sie richtet sich mit ihrem Angebot an ihr Geschäftsgebiet und kann so ihre Kunden für karitative Projekte mobilisieren. „Die Sparkassen sind durch ihre Historie stark mit ihrer Region verbunden und kommen ihrer sozialen Verantwortung mit einer eigenen Spendenplattform nach“, erklärt Felix Kalvelage, Projektmanager Portalmanagement Sparkassen Finanzportal.
Dabei setzt sie auf die CrowdDonation Software der Table of Visions GmbH. Das Berliner Unternehmen hat eine Technologie auf Basis des Crowdfunding-Prinzips entwickelt, die es ermöglicht, auf einfache, kostengünstige Art Spenden über das Internet zu akquirieren. „Gerade für Vereine und Organisationen aus der Region, die eigentlich keine Erfahrung mit Spendenakquise haben, aber oftmals auf finanzielle Unterstützung von außen angewiesen sind, eignet sich unser Plattform-Angebot“, so Kalvelage weiter. Die Sparkasse Würzburg hilft den Projekten bei der Bereitstellung der technischen Infrastruktur des Spendensammelns, während die Projekte helfen, das soziale Engagement der Bank in der Bevölkerung zu kommunizieren.
Für die Projekte sind die Transaktionskosten sehr gering, da diese von der Bank als Plattformbetreiber übernommen werden. Gemeinnützige Vereine und Organisationen können Projekte kostenlos einstellen und um Spendengelder werben. Jedes Projekt wird im Vorfeld durch die Bank geprüft und erst freigeschaltet, wenn alle Kriterien erfüllt sind.
Die Plattform allein reicht aber nicht aus, um den Erfolg der Kampagne zu erklären. Um Spender für ein Projekt zu begeistern, bedarf es einer ausgeklügelten Strategie. Crowd Donation darf daher keinesfalls als Selbstläufer verstanden werden. Die Vor- und Nachbereitung sowie die laufende Kampagnenarbeit sind nicht zu unterschätzen und sollten fein aufeinander abgestimmt werden.
Grundsätzlich sind für Crowd-Donation Kampagnen Informationen zum konkreten Vorhaben, Ziel, Zeitplan und eine realistische Kostenplanung wichtig. „Der Spendenprozess muss für alle Beteiligten nachvollziehbar gestaltet sein, um erfolgreich zu sein“, erläutert David Holetzeck, Gründer und Geschäftsführer von Table of Visions.
Eine Herausforderung der Spendenkampagne des Vereins „Hilfe im Kampf gegen Krebs“ e. V. war das hohe Spendenziel von einer Million Euro. Um möglichst wenig dem Zufall zu überlassen, wurde die Aktion sorgfältig im Vorfeld geplant und durchgeführt. „Um das Projekt überregional bekannt zu machen und die Menschen für dieses wichtige Thema zu sensibilisieren, haben wir unser langjähriges großes Netzwerk aktiviert. Über eine eigene Aktions-Homepage, Social-Media-Vernetzung, Filme, Pressekonferenzen, aber auch Charity-Veranstaltungen und insbesondere durch den Erlös der Aktion ‚Bändchen fürs Leben‘ haben wir dieses großartige Ergebnis erzielt“, berichtet Gabriele Nelkenstock, Erster Vorsitzender des „Hilfe im Kampf gegen Krebs“ e. V.
Über 30 000 Spender aus ganz Deutschland und der Schweiz haben maßgeblich dazu beigetragen, dass die Universitätsklinik Würzburg ihr bedeutendes Forschungsprojekt weiter vorantreiben kann. Der Verein „Hilfe im Kampf gegen Krebs“ hatte unter Nelkenstock mit dem Motto „Aus der Region für die Menschen in aller Welt!“ die regionale Spendenplattform der Sparkasse Würzburg ausgesucht, weil der Partner der Aktion regional angesiedelt ist. Welche Hürden gab es im Verlauf der Spendenkampagne? „Problematisch gestaltete sich bei so vielen Spendeneingängen die Abwicklung der Spendenquittungen über die Plattform mit den entsprechenden Informationen“, meint Nelkenstock. „Zudem sind nach wie vor einige Menschen skeptisch, online Gelder zu transferieren und möchten aus diesem Grund nicht über eine Plattform spenden.“ Für die Bank als Plattformbetreiber und auch für Table of Visions selbst war dieses Feedback der Organisationen extrem wichtig, um in Zukunft die Verknüpfung von Offline- und Online-Spenden noch besser zu gewährleisten.